Datum: 28. Juni 2023
Uhrzeit: 18:30 Uhr
Ort: Café Katzung, Innsbruck
Die Reden der Adele Obermayr im Tiroler Landtag von 1945 bis 1953.
Eine mündliche Präsentation von Aspekten der Nachkriegswirklichkeit in Tirol.
Von Univ. Prof. i.R. MA Dr. Sepp Weimann, BA
Zusammenfassung
Als 1945 die vorherrschenden politischen Kräfte, überwiegend Männer aus der ÖVP daran gingen, eine konservativ geprägte und an patriarchalischen Grundsätzen orientierte Gesellschaftsordnung zu etablieren, muss sich Adele Obermayr als einzige Frau und noch dazu der SPÖ angehörig zwischen 1945 und 1953 wie ein Fremdkörper vorgekommen sein.
Während des Zweiten Weltkrieges ernährten die Frauen durch ihre Arbeit die Familien, führten den Haushalt, kümmerten sich um die Erziehung der Kinder und erfüllten nach dem Krieg ihre Rolle als verständnisvolle Ehefrauen für zurückgekehrte physisch und psychisch traumatisierte Männer.
Nun sollten sie ihre erworbenen sozialen Errungenschaften und ihre Unabhängigkeit von einem Mann also wieder aufgeben. Dagegen setzte sich Adele Obermayr vehement zur Wehr und überließ es nicht mehr den Männern, sich in stellvertretenden Reden über die Probleme der Frauen zu äußern, sondern sprach diese selbst an. Dazu gehörten alle Formen der Diskriminierung der Frauen im öffentlichen wie im privaten Leben. Ein besonderes Anliegen waren ihr die Bekämpfung der materiellen Not aller Menschen in den Nachkriegsjahren. Sie sah sich eingebettet in die lange und große Tradition der sozialdemokratischen Frauenbewegung, die Bildung als ein wesentliches Mittel für den sozialen Aufstieg von Mädchen und Frauen darstellte.
Die Ausübung der Politik bedeutete für Adele Obermayr nicht ein machtorientiertes, sondern ein dienendes, an den Bedürfnissen der Mitmenschen ausgerichtetes Vorgehen.
Die Reden Adele Obermayrs beinhalteten schon damals Themen, die auch heute noch von höchster Aktualität sind, nämlich Kampf gegen Gewalt an Frauen, Durchsetzung der Quotenregelung und Bezahlung desgleichen Lohns für die gleiche Arbeit.
(Zusammenfassung von Univ. Prof. i.R. MA Dr. Sepp Weimann, BA)
Die SPÖ-Stadträtin Mag. Elisabeth Mayr wird anwesend sein und zur heutigen sozialdemokratischen Frauenbewegung Stellung beziehen.