DAB Einladung zur Digital Lounge am 26. Oktober 2023 um 18:30 Uhr
DAB-Geförderte Julia Ingold referiert über „Schreiben und Schweigen - Die Prekarität des eigenen Ausdrucks im Werk der deutsch-jüdischen Künstlerin Else Lasker-Schüler". Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Elife Appelt unter info@dab-ev.org . Im Anschluss der Anmeldung wird Ihnen der Einwahllink für Zoom zugesendet.
Else Lasker-Schüler ist die bekannteste Künstlerin der Berliner Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie arbeitet sich produktiv an der literarischen Tradition des Judentums ab und verfolgt im Exil in Zürich und Jerusalem mit avantgardistischer Innovationskraft konsequent ihr künstlerisches Schaffen weiter. Erstens kommentiert und zitiert die Autorin dabei ihre eigenen Werke kontinuierlich selbst und zweitens schildert sie immer wieder grauenvolle Szenen in ostentativ poetischen Bildern. Diese beiden Eigentümlichkeiten scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzuhängen. Bei der eingehenden Untersuchung von Lasker-Schülers multimedialem Gesamtwerk jedoch stellt sich heraus, dass sie auf dasselbe transmediale Gestaltungsprinzip zurückgehen: das der Arabeske. Beide Auffälligkeiten hängen mit dem zusammen, was sich in Anlehnung an Ingeborg Bachmann als ›Problemkonstante‹ Lasker-Schülers fassen lässt: es ist die Frage des Ausdrucks. Lasker-Schüler ist sich bewusst, dass als Frau in einer patriarchischen Welt und als Jüdin in einer antisemitischen Welt ihr künstlerisches Schaffen immer unerwünscht und prekär ist. Die Arabeske als Kompositionsweise kann nicht nur als schmückender Rahmen dienen, sondern auch als Versteck, das Ausdrucksverbote unterläuft. Lasker-Schüler schreibt damit ihren Formen, Inhalten, Texten und Bildern performativ die Möglichkeit der Ausdruckslosigkeit ein.