Ist die Arbeit von Frauen nur die Hälfte wert?
Da scheint der Halbe-halbe-Gedanke gründlich missverstanden worden zu sein: Auch im Jahr 2024 beziehen Frauen nur rund die Hälfte der Pension der Männer. Auf diesen traurigen Fakt macht der Equal Pension Day am 6. August aufmerksam. An diesem Tag haben Österreicher so viel Pension kassiert wie Österreicherinnen zu Jahresende.
Grundsätzlich gilt: je höher das monatliche Erwerbseinkommen und je mehr geleistete Beitragsmonate, umso höher die spätere Pension. Frauen verdienen jedoch Zeit ihres Erwerbslebens in der Regel weniger als Männer und zahlen daher niedrigere Beiträge in die Pensionskasse ein. Frauen leisten zusätzlich jede Menge unbezahlte Care-Tätigkeiten, was die Vereinbarkeit von Job und Familie deutlich erschwert. Und es sind wiederum die Frauen, die sich für Unterbrechungen im Berufsleben entscheiden oder Teilzeit arbeiten, um das System am Laufen zu erhalten. Fakten, die sich sowohl auf ihr Gehalts- als auch auf ihr Pensionskonto massiv auswirken. Am Ende steht die Tatsache, dass Frauen von Altersarmut viel stärker betroffen sind als Männer.
Schlüsselfaktor Bildung
Um Pensionen von Frauen und Männern in Zukunft anzugleichen, muss deshalb bereits im Erwerbsleben angesetzt werden. Eine Forderung, die sich österreichische Frauenvereinigungen wie der VAÖ schon viele Jahre auf die Fahnen geheftet haben. Bildung ist hier ein Schlüsselfaktor, denn je höher die Qualifizierung, desto größer die Chance auf ein höheres Einkommen und letztendlich auf eine höhere Pension. „Es zeigt sich wiederum, dass gute Ausbildung – und die damit verbundene Option, besser bezahlte Positionen mit entsprechender Entlohnung zu erhalten – zur finanziellen Absicherung in der Pension beiträgt“, betont VAÖ-Präsidentin Reinhild Strauss. Der Verein begleitet seine Mitglieder daher kontinuierlich bei ihrer Karriereplanung und unterstützt mit finanziellen Beiträgen etwa bei einem Auslandsstudium oder für wissenschaftliche Arbeiten. Ein wichtiges Anliegen ist es zudem, Frauen für jene Ausbildungen zu gewinnen, die traditionell hauptsächlich von Männern in Anspruch genommen werden. „Auch wenn sich die Situation inzwischen gebessert hat und heute viele Frauen in technischen Berufen ausgebildet sind, bleiben Universitätsprofessorinnen, Firmenchefinnen und Vorständinnen in diesen Sparten noch immer klar in der Minderzahl“, zeigt Strauss auf.
Gemeinsamer Weg
Es gibt noch viel zu tun! Dienstgeber sind angehalten, Frauen in ihren Karriereambitionen zu bestärken und gleichzeitig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Und die Politik darf die weiblichen Lebensrealitäten nicht länger negieren. Denn solange es auf Vollzeitarbeit und Kinderbetreuung keinen Rechtsanspruch gibt, solange werden Frauen gezwungen sein, Teilzeit zu arbeiten. Und solange wird sich die Lohn- bzw. Pensionsschere nicht schließen.
Mag.a Ulrike Lessing-Weihrauch